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Audiodeskription

There's more to it than meets the eye

Audiodeskription oder die Kunst, Filme zu beschreiben

Von Raquel Ruiz

© Raquel Ruiz, 2009

Haben Sie je einen Film mit geschlossenen Augen „gesehen“? Wussten Sie, dass auch Blinde ins Kino, ins Museum, ins Theater, zum Zirkus gehen?
Dank einer Bildkompensation durch Sprache ermöglicht die Audiodeskription (vom englischen „Audio description“) blinden und sehbehinderten Menschen, Spielfilme, Fernsehnachrichten, Dokumentarfilme, Unterhaltungssendungen, Sportveranstaltungen und Theater- und Opernvorstellungen zu verfolgen, sowie Museen und allerlei kulturelle Erlebnisse zu geniessen.
Die Beschreibung wesentlicher Bildbestandteile (Szenen, Landschaften, Bilder, Handlungen, Einrichtungen) wird wie eine Art „akustische Untertitel“ durch eine Off-Stimme innerhalb der Dialogpausen eingesprochen, eine Übersetzung des Visuellen in Sprachliches.

Am Fernsehen werden Akustische Beschreibungen häufig über den 2. Tonkanal übertragen, der wahlweise an- oder ausgeschaltet werden kann.

Geschichte der Audiodeskription

Professor Gregory Frazier aus San Francisco entwickelte 1975 diese Idee, und in den 80er Jahren entstand eine Weiterentwicklung der Theorie, Technik und Anwendung der Audiodeskription, in Zusammenarbeit mit August Copolla von der San Francisco State University School of Creative Arts. 1989, anlässlich des Filmfestivals in Cannes, wurde das Verfahren der Audiodeskription erstmals in Europa präsentiert, und am 13. Dezember 1989 fand die Vorführung des des ersten Hörfilms, Die Glücksjäger, statt.

Wie entsteht eine Filmbeschreibung?

Sehenden ist es in den meisten Fällen nicht möglich zu verstehen, welche Informationen ein Blinder braucht, um einen ganzheitlichen Eindruck zu erhalten. Darum ist eine enge Zusammenarbeit zwischen speziell ausgebildeten Sehenden und Sehbehinderten nötig, um die möglichst kurzen und vielsagenden Texte einer Filmbeschreibung richtig zu verfassen.

Die Zukunft von Hörfilmen

In Anbetracht der zunehmenden Zahl blinder und sehbehinderter Menschen (allein in der Schweiz leben schätzungsweise zwischen 80'000 und 100'000 Menschen mit einer Sehbehinderung) und dank der weltweiten Inkraftsetzung entsprechender Radio- und Fernsehgesetze ist zu erwarten, dass das Angebot von Programmen mit akustischer Beschreibung in den nächsten Jahren exponenziell wachsen wird. Im Rahmen des revidierten Radio- und Fernsehgesetz (RTVG), das in der Schweiz seit dem 1. April 2007 in Kraft ist, wird der prozentuale Anteil an Sendungen mit akustischer Beschreibung für Sehbehinderte laufend ausgebaut.

Hörfilme sind, auch für Sehende, ein sensorielles Erlebnis der besonderen Art und ein wichtiger Beitrag zur Integration und Verständigung zwischen Sehenden und Sehbehinderten.

Eine interessante Auswahl beschriebener Filme findet sich auf
http://adinternational.org/samples.html (Englisch und Deutsch)

Eine Empfehlung der Autorin:
Hörfilmfassung von „Erbsen auf halb 6“, von Lars Büchek, wunderbarer, poetischer „Road-Movie“: die Geschichte einer blinden Liebe, mit Fritzi Haberlandt und Hilmir Snoer Gudnason (zu finden auf www.eurovideo.de)


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